Endlich! Corona ist unter Kontrolle, zurück zum gewohnten Alltag! So könnte man meinen, angesichts der umfangreichen Lockerungen dieser Tage, zur Wiederbelebung des gewohnten, öffentlichen Lebens!

Beschäftigt man sich jedoch nur ein klein wenig tiefergehend mit Ursache & Wirkung der Lockerungen, beschäftigt man sich mit dem, was u.a. führende Wissenschaftler dieses Landes zu sagen haben, so schwindet die anfängliche Euphorie.

Prof. Timo Ulrichs, Medizinprofessor aus Berlin hat die derzeitige Situation meiner Meinung nach recht eingänglich so beschrieben: „Mit den Lockerungen verhält es sich wie mit der Pubertät. Man testet aus, wie weit man gehen kann im Rahmen des Möglichen. Geht man zu weit, sorgt Mutti dafür, dass die Grenzen wieder enger gezogen werden.“

Andere werden da wiederum deutlicher und betonen, wie instabil die gewonnene Kontrolle über die Verbreitung des Corona-Virus sei und blicken mit großer Skepsis auf die nächsten Wochen und Monate. 

Ich selbst möchte mir nicht anmaßen, über die Angemessenheit der Lockerungen in gewissen Lebensbereichen wirklich urteilen zu können. Aber ich möchte den Vergleich von Prof. Ulrichs gerne ein wenig weiterdenken:

Jede/r, der/die den Weg des erwachsen Werdens schon hinter sich hat, oder sich vielleicht noch auf dem Weg dorthin fühlt, weiß, dass erwachsen werden v.a. eines bedeutet: Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Man muss lernen damit umzugehen, selbst Entscheidungen treffen zu müssen und sich in Selbstreflexion zu üben, um hieraus Konsequenzen ableiten zu können.

Ich persönlich finde das mitunter unglaublich schwer und herausfordernd. Dennoch nehme ich diese Herausforderung nahezu täglich und unheimlich gerne an, weil sie notwendige Konsequenz der Freiheit ist, die ich für mich und mein Leben beanspruche! 

Die letzten Wochen haben uns staatliche Institutionen weitestgehend in unserer Freiheit beschränkt und uns damit aber auch ein Stück weit aus der Verantwortung genommen, selbst Entscheidungen treffen zu müssen. Wir mussten uns nicht entscheiden, ob es vernünftig ist auf ein Konzert zu gehen und Party zu machen; es war schlichtweg verboten! Dennoch stand dies nicht im Widerspruch zu meinem Anspruch auf Freiheit, weil ich von der Richtigkeit und Notwendigkeit der Beschränkungen überzeugt war und bin.

Seit Beginn letzter Woche hat sich die Lage wieder geändert. Wir haben Corona zwar immer noch nicht überwunden, aber der Staat nimmt uns wieder mehr in die Pflicht und die Verantwortung, selbst den notwendigen Beitrag zu leisten, diese Krise zu bewältigen und selbst die notwendigen und angemessenen Entscheidungen zu treffen, indem er uns wieder mehr Handlungs- und Entscheidungsspielraum gewährt.

Beruflich beschäftige ich mich nahezu täglich mit der Auslegung von Gesetzen, Verordnungen und sonstigen Vorschriften und meine daher zu erkennen, dass die aktuell geltenden Bestimmungen einen doch recht weiten Auslegungs- und Anwendungsspielraum zulassen. 

Wer es also darauf anlegt und nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, der wird sich schon eine plausible Begründung zurechtlegen können, warum sein oder ihr Verhalten immer im Einklang dessen steht, was uns nunmehr vorgegeben ist. Ich halte das jedoch grundsätzlich weder für besonders clever oder spitzfindig, noch für allgemein entschuldigend. Ich halte das im Einzelfall vielmehr für unverantwortlich, kurzsichtig und leichtsinnig. 

Unverantwortlich, weil ich damit letztlich die Freiheit aller wieder auf’s Spiel setzen kann. Kurzsichtig, weil wir Corona noch längst nicht überwunden haben und am Anfang dieser Pandemie stehen. Leichtsinnig, weil wir nicht abschätzen können, welche Folgen ein unreflektiertes Verhalten nach sich ziehen wird.

Einmal mehr ist jetzt die Zeit für Vernunft, die weitreichendere Bewegungs- und Handlungsfreiheit zwar wieder zu genießen, diese aber nicht auszuhöhlen, sondern sich weiterhin mit Maß, Verstand und Umsicht zu bewegen!

Insbesondere jetzt ist auch die Zeit für Empathie, also die Fähigkeit sich in andere Menschen hinein zu fühlen, sich mit den Belangen und Sorgen aller auseinanderzusetzen; insbesondere derer die besonders schwer von dieser Krise betroffen sind. Empathielosigkeit führt schnell zu Gleichgültigkeit und Gleichgültigkeit halte ich persönlich für die größte Gefahr einer jeden Krise oder Krisensituation! Weil sie unser Gewissen lähmt und damit zu Rücksichtslosigkeit neigt.

Abschließend möchte ich daher noch folgende Metpaher bemühen: Mit den Lockerungen verhält es sich wie mit einem Marathon. Wer am Anfang zu viel Gas gibt, dem wird am Ende die Luft ausgehen.

In diesem Sinne: Ausdauernd bleiben, auch wenn’s schwer fällt – davon profitieren wir ALLE! #zambleiben

Herzlichst Gut Pfad

Bobby